LandKlif-Publikation: Der Wald als Schutzraum für Insekten in wärmeren Klimazonen?

In den vergangenen Jahrzehnten wurde ein deutlicher Rückgang der Insektenpopulationen festgestellt – auch in Deutschland. Im Fokus stand bisher der Verlust geeigneter Lebensräume für die Insekten, z.B. durch eine geänderte Landnutzung.

Wir freuen uns, auf eine neue, zentrale Publikation aus dem bayklif-Verbundprojekt LandKlif hinzuweisen:

In ihrer Studie zur Insektenvielfalt zeigen die LandKlif-Forschenden zum ersten Mal, wie Klima und Landnutzung zusammen die Vielfalt bestäubender Insekten auf lokaler und landschaftlicher Ebene in Bayern beeinflussen. Dabei wurden mehr als 3200 identifizierten Bestäuberarten an 179 Standorten in Wäldern, Grünland, Ackerland und städtischen Lebensräumen untersucht.

Hier die zentralen Ergebnisse:

Die Forschenden stellten eine Homogenisierung der Bestäubergemeinschaften in wärmeren Klimazonen fest – was auf einen allgemeinen Verlust der Bestäubervielfalt unter zukünftigen Klimabedingungen hindeutet. In der Kombination aus fortschreitendem Klimawandel und aktueller Landnutzung werden nur bestimmte Bestäuberarten in den verschiedenen Lebensraumtypen überleben.

Dabei reagierten einzelne Taxa wie Bienen, Fliegen, Käfer, Schmetterlinge und Motten unterschiedlich auf wärmeres und trockeneres Klima. Das allgemeine Muster zeigt allerdings, dass Landschaften mit einem höheren Waldanteil vielfältigere Bestäubergemeinschaften beheimaten. „Unsere wichtigste Erkenntnis ist, dass der Wald in der Landschaft die Auswirkungen der Klimaerwärmung bis zu einem gewissen Grad abfedern kann“, erklärt Cristina Ganuza, Doktorandin in der Arbeitsgruppe von Professor Ingolf Steffan-Dewenter am Lehrstuhl für Tierökologie und Tropenbiologie der Universität Würzburg und Hauptautorin der Studie. „Wir kommen zu dem Schluss, dass ein großer Anteil an Waldfläche in der Landschaft als Zufluchtsort für Insekten vor der Klimaerwärmung dienen könnte“, so Ganuza. „Dies liegt wahrscheinlich daran, dass Wälder und Waldränder weitgehend natürliche Bedingungen bieten, die extreme Hitze und Trockenheit im Vergleich zu stärker vom Menschen beeinflussten Lebensräumen abpuffern.“

Möglichst unterschiedliche Blütenpflanzen sind für die Insekten auf allen Flächen unerlässlich. Neben der Bedeutung der Blühressourcen und den negativen Auswirkungen der intensiven Landnutzung spielen auch die klimatischen Bedingungen eine zunehmend wichtige Rolle für den Erhalt der Bestäubervielfalt. So wirkte sich beispielsweise die Kombination aus hohen Temperaturen und geringen Niederschlägen negativ auf die gesamte Bestäubervielfalt aus. In städtischen Gebieten wird der Bienenreichtum durch höhere Durchschnittstemperaturen negativ beeinflusst – hier könnte die Senkung der Lufttemperatur, zum Beispiel durch Begrünung, dazu beitragen, dass mehr Bienenarten in städtischen Gebieten leben können.

Pressemeldung der Universität Würzburg:
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Publikation:
Ganuza C, Redlich S , Uhler J, Tobisch C, Rojas-Botero S, Peters MK, Zhang J, Benjamin CS, Englmeier J, Ewald J , Fricke U, Haensel M, Kollmann J, Riebl R, Uphus L, Müller J , Steffan-Dewenter I: Interactive effects of climate and land use on pollinator diversity differ among taxa and scales. Science Advances 2022; 8  DOI